Neusprech: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | *Es ist nur der positive Begriff 'gut' zulässig. Der negative Begriff 'schlecht' ist unzulässig (das Wort wird aus der Spreche getilgt). | ||
+ | *Differenzierende Begriffe, die ein nicht-primitives Denken ermöglichen würden, sind unzulässig: schön, erfreulich, hervorragend, wünschenswert, angenehm usw. | ||
+ | *Es verbleiben nur das Grundwort 'gut', die positiven Steigerungen 'plusgut' und 'doppelplusgut' sowie die Negierung 'ungut' und deren Steigerungen 'plusungut' und 'doppelplusungut' im Sprachgebrauch. | ||
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+ | In früheren Zeiten begnügte man sich hauptsächlich mit dem Verbot der Gotteslästerung bzw. den Strafen für Majestätsbeleidigung, also dem Verbot der kritischen Äußerung über die herrschende Macht. In der Neuzeit haben einzelne Regime wie der Stalinismus die Denk- und Redeverbote sehr weit getrieben, weshalb man auch glaubt, dass Orwell seine Dystopie darauf bezogen hätte. | ||
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+ | [[Category:Zensur]] |
Aktuelle Version vom 1. Mai 2021, 02:11 Uhr
Neusprech ist ein Ausdruck, den George Orwell in seinem dystopischen Roman 1984 geprägt hat. Diese nur scheinbar fiktive linguistische Technik zielt darauf ab, unerwünschte Formen und Inhalte des Denkens dadurch unmöglich zu machen, indem die dafür notwendigen Worte aus der Sprache verbannt also zensiert werden. Der heute üblicherweise dafür verwendete Ausdruck lautet Politische Korrektheit (häufig Political Correctness).
Beispiel
Das Grundprinzip des Neusprech wird in Orwells Buch 1984 am Beispiel des bewertenden Wortes 'gut' erläutert:
- Es ist nur der positive Begriff 'gut' zulässig. Der negative Begriff 'schlecht' ist unzulässig (das Wort wird aus der Spreche getilgt).
- Differenzierende Begriffe, die ein nicht-primitives Denken ermöglichen würden, sind unzulässig: schön, erfreulich, hervorragend, wünschenswert, angenehm usw.
- Es verbleiben nur das Grundwort 'gut', die positiven Steigerungen 'plusgut' und 'doppelplusgut' sowie die Negierung 'ungut' und deren Steigerungen 'plusungut' und 'doppelplusungut' im Sprachgebrauch.
Geschichtlich
In früheren Zeiten begnügte man sich hauptsächlich mit dem Verbot der Gotteslästerung bzw. den Strafen für Majestätsbeleidigung, also dem Verbot der kritischen Äußerung über die herrschende Macht. In der Neuzeit haben einzelne Regime wie der Stalinismus die Denk- und Redeverbote sehr weit getrieben, weshalb man auch glaubt, dass Orwell seine Dystopie darauf bezogen hätte.