Analogie-Denken: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 18. April 2021, 23:28 Uhr
Mit dem Begriff Analogie (griech. ἀναλογία, analogia „Proportionalität, Entsprechung, Verhältnismäßigkeit“) werden grundsätzlich übereinstimmende Merkmale verschiedener vergleichbarer, jedoch materiell nicht verwandter oder verbundener Phänomene bezeichnet.
Eine solche Analogie-Beziehung lässt sich als ein Muster erkennen oder auf der Basis eines Analogie-Systems postulieren. Die Analogie-Beziehung liegt dabei nicht unbedingt in der Übereinstimmung äußerlich erkennbarer Merkmale (auch Signaturen genannt), sondern kann allein in einem inneren, sinnhaften Zusammenhang bestehen.
Analogie-Systeme
Der folgende Abschnitt weicht in der Gestaltung und im Stil bewußt vom enzyklopädischen Charakter ab, um einen Sachverhalt ausführlich zu erläutern, der sich nicht allein durch die Sammlung einiger Fakten verstehen läßt. Eine solche Erklärung hat nicht den Charakter einer Tatsachen-Aussage, sondern soll einen Verstehenshintergrund zur Einordnung von Fakten ermöglichen. Dabei spielen natürlich subjektive Einschätzungen eine Rolle, die dem/r zitierten Autoren/Autorin zuzuschreiben sind.
Der Dreh- und Angelpunkt eines auf dem Analogie-Denken beruhenden Weltbildes oder eines Analogie-Systems ist die Entsprechung von Mikrokosmos und Makrokosmos. [1]Als „Mikrokosmos“ wird hier gewöhnlich das Einzelwesen bezeichnet und als „Makrokosmos“ die gesamte Welt. Und die Grundvorstellung ist, daß Makrokosmos („oben“) und Mikrokosmos („unten“) sich entsprechen, das heißt, daß sie sinnvoll Bezug zu einander haben – modern gesprochen etwa wie in einer Holografie, wo jedes Bruchstück ein vollständiges Bild des Ganzen ist. Diese Ordnung wird oft in dem Satz „Wie oben, so unten“ zusammengefasst und bringt die universelle Verbundenheit aller Dinge auf einen Punkt.
Ungewohnt für eine naturwissenschaftliche Denk-Gewohnheit ist, daß die Verbundenheit den Regeln der Bilder folgt und nicht denen materieller Zusammenhänge. Ein Beispiel: Wir alle können wohl etwas damit anfangen, daß das Gefühl der Wut zur Farbe Rot passt, vielleicht auch noch, daß der Planet Mars etwas mit der Wut zu tun hat, da er nach dem Kriegsgott heißt und auch der rote Planet genannt wird. Dies alles wirkt auf uns spontan „passend“. Aber daß der Planet Jupiter, die Farbe Blau und die Zahl 4 einen ebensolchen Zusammenhang miteinander haben, ist uns nicht geläufig. Wie wir rechnen und lesen lernen müssen, damit Zahlen- und Buchstabenreihen einen Sinn für uns ergeben, so müssen wir auch die Gesetze der Analogien erst erlernen, bevor sie einen Sinn für uns ergeben und wir damit umgehen können. Dieser Lernprozess findet in den meisten Kulturen durch Erzählungen und Rituale statt; das ganze Weltbild ist davon durchdrungen, von der Religion über die Medizin bis hin zum Aberglauben.
Entscheidend für unser heutiges, eher psychologisch orientiertes Verständnis ist, daß die Analogiebeziehung natürlich auch für das Innere des Menschen und für die äußere Welt gibt. Ja, diese moderne Unterscheidung zwischen „innen“ und „außen“ besteht im Grunde nicht. Es gibt nur eine Welt, in welcher alles miteinander in Verbindung steht, auch durch die verschiedenen Seinsebenen hindurch. „Oben“ und „unten“ bezeichnete ursprünglich die Ebene der Gestirne und die irdische Welt der Menschen, welche in einer solchen Analogiebeziehung stehen. In vielen zeitgenössischen Diskussionen um die Astrologie ist zu bemerken, wie wenig diese Prinzipien heute noch verstanden werden. Immer wieder wird über die möglichen Wirkungen von Planeten und Fixsternen auf die Menschen spekuliert, um die astrologischen Behauptungen zu beweisen oder zu widerlegen. Es geht aber nicht um Wirkungen. Diese haben – sollten sie denn bestehen (wie zum Beispiel die Verursachung von Ebbe und Flut durch den Mond) – jedenfalls nichts mit Astrologie zu tun. Analogie bedeutet, daß alle Dinge im Kosmos (das macht eben einen Kosmos aus) sich in sinnvoller Entsprechung zueinander verhalten. Dass ich ein cholerischer Mensch bin, spontan und zu Wutausbrüchen geneigt, und daß der Planet Mars auf meinem Aszendenten steht, hat keine kausale Verbindung zueinander. Mars wirkt nicht irgendwie auf mich, sondern die Stellung dieses Planeten passt zu meinem Charakter, Mars entspricht mir.
Analoges und kausales Weltbild
Das analoge und das kausale Denken stellen sozusagen unterschiedliche Paradigmata dar, innerhalb derer das Erleben der Welt gedeutet wird. Beide Denkformen sind so alt wie das menschliche Denken selbst, auch wenn sich ein strenges kausales Denken als alleiniges Prinzip erst spät in der Menschheitsgeschichte herausgebildet hat !Belege fehlen hier!. In fast allen Kulturen bestehen beide Denkformen nebeneinander.
Analogie-Denken und homöopathisches Ähnlichkeitsprinzip
Eine Sonderform des Analogie-Prinzips ist das Ähnlichkeitsprinzip oder -gesetz in der Homöopathie. Grundsätzlich folgt das Postulat eines Zusammenhangs zwischen Krankheit und Arzneimittel aufgrund von Ähnlichkeit den Regeln des analogen Paradigmas.
Im Gegensatz zu anderen Analogie-Systemen hat jedoch die Homöopathie einen gewaltigen Bestand an empirischem Material gesammelt, welches diesen Zusammenhang belegen und plausibel machen kann. Dieses Material besteht auf der einen Seite in Arzneimittelprüfungen und zum anderen in klinischen Beobachtungen der Anwendung von Arzneimitteln nach dem Ähnlichkeitsgesetz, also in der homöopathischen Behandlung.
Aufgrund der systematischen Sammlung und Bearbeitung von Beobachtungen sowohl experimenteller (Arzneimittelprüfungen) als auch klinischer Art schon seit mehr als zweihundert Jahren ist die Homöopathie als die erste wissenschaftliche Methode in der Medizin zu betrachten. Sie folgt zwar überwiegend einem anderen Paradigma als die Allopathie, tut dies aber in streng wissenschaftlicher Methodik.
Auch die erste Verblindung der Medizingeschichte hat im Rahmen der Homöopathie stattgefunden, wenn bei Arzneimittelprüfungen die Teilnehmenden keine Kenntnis des eingenommenen Mittels hatten.
Fußnote
- ↑ Folgender Abschnitt aus Wichmann, Jörg: Die andere Wirklichkeit der Homöopathie, Verlag Neue Erde 2001, S.50f